Agentic Commerce und die Auswirkungen auf Customer Experience Management

Stellen Sie sich vor, Sie sagen nicht mehr „Ich gehe online einkaufen“, sondern „Mein AI Agent“ erledigt das für mich.“ Willkommen in der Ära des Agentic Commerce! Hier übernehmen AI-gestützte Agenten die gesamte Einkaufserfahrung: vom Finden über das Vergleichen bis hin zum Bezahlen.

Agentic Commerce setzt auf autonome Systeme, die eigenständig Aufgaben erledigen. Während traditionelle AI Regeln folgt, agiert agentische AI mit Initiative: Sie versteht Ziele, sammelt selbstständig Informationen, trifft Entscheidungen und handelt – idealerweise – im Sinne des Kunden.

Die Pioniere: Perplexity, OpenAI und Amazon Buy for Me

Perplexity AI: Der Recherche-Profi als Shoppingberater

Perplexity ist bekannt für seine Suchmaschine im Chat-Format. Mit seinem neuen Feature

„Shop Like a Pro“ geht es einen Schritt weiter: Nutzerinnen und Nutzer können Produkte recherchieren, Preise vergleichen und sogar direkt bei diversen Händlern einkaufen – alles in einem Dialog mit der AI. Was früher mühsames Tab-Hopping war, erledigt nun ein einziger AI-Dialog.

OpenAI Operator: AI wird tatendurstig

Mit Operator wagt OpenAI einen großen Schritt: Der Agent kann Webseiten durchstöbern, Felder ausfüllen, Buttons klicken und sogar bei Partnern wie z.B. eBay Einkäufe abschließen – ganz nach Nutzerauftrag. Der Nutzer muss meist nur noch Ziel und Vorlieben angeben. Operator setzt diese Aufgabe dann in konkrete Handlungen auf Webseiten um.

Dabei bleibt der Mensch immer in Kontrolle: Vor wichtigen Schritten, wie einer Zahlung, wird explizit um Bestätigung gebeten.

Amazon Buy for Me: Der Online-Gigant erweitert seine Macht

„Agentic Commerce bedeutet: Sie geben das Ziel vor, die AI erledigt den Rest – und zwar quer über digitale Marktplätze hinweg.“  

Amazon geht einen Schritt weiter und integriert „Buy for Me“ direkt in seine Shopping- App. Findet ein Kunde ein Produkt nicht im Amazon-Sortiment, kann Amazons AI-Agent es auf externen Webseiten suchen und im eigenen Auftrag kaufen. Der gesamte Prozess – Recherche, Kauf, Zahlung – läuft über Amazon, der Kunde muss sein „Einkaufsabenteuer“ nicht einmal verlassen. Komfort meets Kontrolle – oder auch: Willkommen im goldenen Käfig.

Wie verändert Agentic Commerce das Shopping-Erlebnis?

Die Customer Experience (CX) wird teilweise neu definiert. Statt störrischer Produktsuche, Registrierung auf Dutzenden Seiten und komplizierter Kassiervorgänge genügt ein Wunsch, eine Frage oder ein Bild – der Agent erledigt den Prozess:

Nahtlose Journey: Vom Vergleich bis zum Warenkorb passiert alles im Hintergrund, angeleitet durch natürlichen Dialog („Finde mir das beste Angebot für…“ oder „Kaufe das günstigste vegane Shampoo“).

Mehr Zeit fürs Wesentliche: Das nervige Tab-Wechseln, Preisvergleichen und Bewertungen-Lesen übernimmt die AI.

Persönlich und pragmatisch: Die AI schlägt personalisiert und trotzdem lösungsorientiert vor: Nicht überreden, sondern abliefern.

Rückfragen? Rückgabe? Die AI ist dran: Kundendialoge, Retouren oder Fragebögen können vom Agenten-Software gemanaged werden. Nutzer können sich auf echte Auswahl und Erlebnis konzentrieren.

Websites im Wandel: Was bedeutet Agentic Commerce für Online-Shops?

Wenn die AI zum Hauptnutzer wird, müssen Unternehmen und Webseitenbetreiber umdenken. Bislang waren Webseiten für Menschen designt – visuelle Angebote, Branding, Navigation. Nun muss die Oberfläche maschinenlesbar und handlungsorientiert sein:

Optimiert für Agenten: Strukturiertes Datenangebot ist wichtiger als visuelle Effekte. Produktinformationen, Bewertungstexte, Lieferbedingungen und Angebote müssen klar, eindeutig und auffindbar sein – nicht für den Menschen, sondern für die AI.

Dialog statt Katalog: Die Zukunft der Webshops ist Schnittstelle und API, nicht Produktseite und Warenkorb. Händler, die ihre Angebote offen und AI-freundlich integrieren, werden bevorzugt empfohlen.

Erlebnisse im Schatten der Automatisierung: Je mehr Maschinen für uns shoppen, desto wichtiger wird emotionale Differenzierung da, wo sich Menschen noch einbringen wollen (Inspiration, Stil, Beratung).

Kurzum:

Die Rolle der Online-Shops verändert sich. Von der Bühne für Menschen hin zum Service- Backend für Agenten-Systeme. Das Ziel: Prozesse, Daten und Service so anbieten, dass Agenten zugreifen, vergleichen, kaufen – und im Zweifel zurückgeben – können, ohne das sich der Kunde mit Technik beschäftigen muss.

Fazit: Willkommen im „Handle it for me“-Zeitalter

Der Sprung von der Produkt-Recherche bis zum Checkout ist nicht mehr die letzte Meile, sondern nur der Anfang. Agentic Commerce kann zum neuen Standard für den digitalen Einkauf werden, der Komfort, Individualisierung und Geschwindigkeit vereint. Wer im Rennen um die Kundenzufriedenheit weiter mitspielen will, muss Angebote, Website-Struktur und Service zukunftsfähig für AI-Agenten aufstellen.